Mittwoch, 22. März 2017

Über Religiöse Symbole

Und da ist sie wieder (März 2017), die ewige leidige "Diskussion" rund um religiöse Symbole - diesmal geht es um Angestellte/Beamte im Staatsdienst sowie um die Symbole in Schulen und Gerichtssälen: wer darf wann und wo ein religiöses Symbol tragen. Und natürlich ist der Stein des Anstoßes wieder mal das muslimische Kopftuch: aufgrund einer Entscheidung des EUGH darf ein Arbeitgeber all seinen MitarbeiterInnen das Tragen religiöser Symbole verbieten. Die klagende Partei war natürlich eine von der islamistischen Verhüllungslobby unterstützte Muslima, die darauf bestand, auch am Arbeitsplatz ihr Fetzerl tragen zu dürfen. Jetzt, nach dem Erkenntis, sind es auch einzig und allein (radikal-)islamische Organisationen (ATIB, DITIB, UETD, IGGiÖ, DIYANET usw. usf), die von Diskriminierung schreien. In meinen Augen ist das Alles ein unwürdiges und lächerliches, vollkommen durchschaubares Kaschperltheater, jeder Religion, die sich selbst ernst nehmen möchte, unwürdig. Als Muslima würde ich mich für solche Aktionen schämen.

Ich persönlich bin angesiedelt zwischen Atheistin und Agnostikerin und für einen laizistischen Staat. Daher kann ich diese Weinerei der verschiedenen Religionsgruppen, die um ihre Einflüsse fürchten, nur bedingt nachvollziehen (ihre Schäfchen gehen ja trotzdem noch in ihre Kirchen, Moscheen, Synagogen, Tempel...). Ich verstehe aber, dass sich Religionen noch immer als Mittelpunkt der Menschheit sehen, denn das tun sie seit ihrer Erfindung und haben bis heute nur wenig dazugelernt oder sich verändert. Sie sehen sich als Erlösungs-Heils-Bringer und fürchten ihre Entmachtung, wenn ihre Symbole nicht mehr allgegenwärtig sind. Dabei sind sie früher für sehr lange Zeit so weit gegangen, dass sie sich massiv bekriegt haben und die Menschen der jeweils anderen Konfession nicht nur unterdrückt, sondern sogar getötet. Das ist bis heute nur noch in manchen Regionen der Welt der Fall, etwa dort wo ein brutaler Islam/ismus HERRscht - daher geht es mir in erster Linie um ein Verbot der islam/istischen Verschleierung, von Hidschab über Niqab bis Burka. So ein Verbot wäre mehr als Symbolpolitik. Siehe dazu meine Posts Über das muslimische Kopftuch und seine politischen Folgen und Über die weibliche Verhüllung Es ist aber prinzipiell begrüßenswert, wenn auch das Tragen aller anderen religiösen Symbole verboten werden darf.


Es geht um Macht


Die Religionen außer dem hardcore-Islam/ismus haben sich größtenteils beruhigt (wiewohl es leider noch vor allem in den USA fundamentalistische christliche Kirchen = "Katholiban" gibt), wobei beim essenziellen Thema Frauenrechte noch immer sämtliche Religionen versagen (interessant ist, dass zB in der katholischen Kirche Frauen vor 2000 Jahren mehr partizipieren "durften" als heute und den verrückten Zölibat gab es ebenfalls nicht; auch im Islam waren Frauen früher freier als heute). Ich sehe das als größtes Probleme der Jetztzeit, denn ohne uns Frauen, der Mehrheit der Weltbevölkerung, wird sich die Erde nie verändern und sich nie in eine bessere Welt verändern lassen (was wir doch alle wollen). Religionen werden ohne uns Frauen weiterhin in ihren Dogmen steckenbleiben (was sie möglicherweise sogar wollen). Wir dürfen dabei nicht auf die Einladung der Männer/Patriarchen warten, denn diese wird - seien wir uns ehrlich - nie oder erst in 100 Jahren kommen. Wir müssen kämpfen, vor allem gegen die Unterdrückung durch Religionen und ihren Spießgesellen. Daher bin ich für die Entfernung aller religiösen Symbole aus der Öffentlichkeit, denn diese sind Zeichen der Frauenfeindlichkeit.
Intermezzo: Am Besten wäre die Entfernung des Religionsunterrichts aus den Schulen - als hochwertigeren Ersatz bin ich für die Einsetzung eines allgemeinen Ethikunterrichts.
Die Unterdrückung der Frau ist ein uraltes traditionelles System, egal unter welchem Deckmantel, mit dem sich Männer seit Jahrtausenden an der Macht halten. Die Diskussion um Frauenrechte, in allen Bereichen, gibt es erst seit es die ersten Frauenrechtlerinnen (Olympe de Gouges) bzw. den Feminismus gibt, von dem sich natürlich alle Männer bedroht fühlen, denen es an Selbstbewusstsein mangelt und die wissen, dass sie nur aufgrund ihres Geschlechts ihre Position bekommen haben. Dazu zählen zB die Führer der Religionen sowie die meisten "Führer", Despoten, Kriegsherren der Länder dieser Erde. Viel zu viele Männer sind nur aufgrund ihres Pimmels und aufgrund von "Männersolidarität"/Männerseilschaften/Habererpartien in ihrer derzeitigen Position. Die Welt und die gesamte Menschheit lässt sich durch die Unsichtbarkeitmachung der Frau viel Kraft und Wissen entgehen.
Nota bene: Nicht erst seit dem Erstarken des Islams in Europa bzw. der damit einhergehenden Islamisierung (siehe zB diese KopftuchlobbyistInnen) ist ein besorgniserregender reaktionärer Rückfall aller Konfessionen in Europa zu beobachten - es strömen immer mehr ultrakonservative Christen auf die Straßen und versuchen Einfluss auf alles Mögliche zu erhalten (zB Lehrpläne). Auch das ultraorthodoxe Judentum kämpft vermehrt um die Unsichtbarmachung von Frauen.
Wie würde eine Welt ausschauen mit Frauen an der Spitze der Religionen - gäbe es Religionen dann überhaupt? Was haben Religionen für einen Sinn? Sind sie wirklich nur eine Art Droge für verunsicherte oder verzweifelte Menschen, die auf ein Leben nach dem Tod hoffen?
Einen Punkt möchte ich am Schluss noch erwähnen: den unglaublichen Reichtum vieler Religionen sowie deren Privilegien, vor allem jene der katholischen Kirche. Der Staat schaut auch hier weg.


Religionen haben noch immer viel zu viel Macht 
und Einfluss und die Politik kuscht brav.
Lasst uns diesen Misstand gemeinsam verändern!



Aktualisierung 30.4.: der österreichische Bundespräsident van der Bellen hat sich in befremdlicher Art und Weise mit Kopftuchträgerinnen "solidarisiert" und gemeint:
"Und wenn das so weitergeht bei dieser tatsächlich um sich greifenden Islamophobie, wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen. Alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun." - Dieses Statement, diese Weisheit, war die Antwort auf die Frage, wie er sich gegen vorangegangene Übergriffe auf muslimische Frauen mit Kopftuch positionieren werde (die es leider sicherlich gibt).
Als Antwort hat er beispielsweise einen Brief von Menschen- bzw. Frauenrechtlerinnen rund um Mina Ahadi und Zana Ramadani erhalten, in dem sein (sexistischer) Kulturrelativismus, was das Kopftuch betrifft, kritisiert wird bzw. in dem ihm erklärt wird, wie Frauenrechte, Sexismus usw. mit der islamischern Verhüllung zusammenhängen und wer wirklich Unterstützung und Solidarität benötig.
Hier der Link zum Brief: http://www.theeuropean.de/zana-ramadani/12157-offener-brief-an-van-der-bellen.
Ein zweiter Brief kam von der liberalen Türkischen Kulturgemeinde Österreich.
VanderBellens Aussage wird nun von einigen als "Ironie" verklärt (diese Leute haben nicht verstanden, was Ironie ist). In Presseaussendeungen verlieren sich er und sein Team in den üblichen Allgemeinplätzen.
Schade, denn ich habe ihn gewählt - bin aber auch jetzt absolut gegen seinen Rücktritt. Möge es sein erster und letzter Fehltritt gewesen sein.

Hier noch der Link zu einer preisgekrönten Reportage über islamische Parallelwelten: Generation Haram

1 Kommentar: