Ich beschäftige mich in erster Linie mit "Mann zu Frau"-Transgendern, "Frau zu Mann"-Transgender kenne ich leider keine.
Die Gründe für die Angst vor, die Feindseligkeiten sowie den Hass gegen (ehemalige) Transgenderpersonen sind:
- Biologismus – also das sture Bestehen auf den genetischen Aspekt von Sex und Gender, und damit einhergehend die Leugnung der sozialen Aspekte von Sex und Gender; die BiologistInnen verwenden etwa gerne das Wort „Gendergaga“, mit dem sie die sozialen Aspekte von Geschlecht verteufeln und lächerlich machen wollen. Damit einher geht die Herabwürdigung von Gender Studies sowie Gender Mainstreaming, was nahtlos übergeht in die Herabwürdigung aller Geisteswissenschaften (Stichwort Antiintellektualität – siehe dazugehöriger Blogpost). Hierher gehört auch der Vorwurf mancher TERFs, Transfrauen hätten nie eine weibliche Pubertät erlebt und wären Männer mit Muschi.
- Dieser Biologismus ist für mich eine Art Rassismus von „Cismenschen“ gegen „Transfrauen“, denn es geht hier in erster Linie um den Chromosomensatz von Menschen.
- Als drittes gibt es eine Art Überlegenheitsdenken, Überlegenheitsgefühl bzw. ein Gefühl/Gedanke von Superiorität der „echten“ Frauen gegenüber den „unechten Transfrauen“. Das führt sowohl im Netz als auch in der realen Welt außerhalb des Internets zu massivem Mobbing – Mobbing scheinbar vielfach von Angst motiviert und genährt: Angst etwa vor dem Verlust des alleinigen Status Frau-Sein. Bestimmte Frauen fürchten, sie müssten ihr Frau-Sein in Zukunft mit "unwürdigen" Transpersonen "teilen" - ich halte das für absurd. Hierher gehört auch der Gedanke einer Exklusivität von so genannten Frauenräumen („Women only Spaces“), in dem sich nur Cisfrauen aufhalten dürfen (es gibt allerdings viele Transfrauen, denen es niemand ansieht, dass sie nicht als Cisfrau geboren wurden). Und zuletzt ist es die simple Angst vor dem Unbekannten, denn Transsexualität ist wie erwähnt ein so genanntes Rand- und Nischenthema, das man lieber verteufelt denn dass mensch sich damit beschäftigt. Das betrifft Männer genauso wie Frauen.
Zum Biologismus: Viele HasserInnen vergessen oder übersehen (vorsätzlich), dass die Transperson sicher keine angenehme Pubertät erlebt hat und es sicher nicht lustig war, im falschen Körper zu stecken bzw. wurde ihnen das falsche Geschlecht zugewiesen, während Barthaare oder Brüste wachsen. Viele Transgender haben in ihrem Erwachsenwerden einen Horror erlebt (zB werden angespuckt), den Cisfrauen nicht einmal erahnen können. Wobei einge, vor allem junge Transsexuelle, ihre eigenen Art der weiblichen Pubertät erleben.
Die Selbstmodrate
unter Transidenten/Transgendern ist aufgrund aller erwähnten Faktoren überdurchschnittlich hoch!
Für einige hört die Transidentität auf (wenn man das so sagen kann; bzw. als ICD-10-"Krankheit"), wenn der Mensch die Personenstandsänderung hinter sich hat sowie die geschlechtsangleichende Operation. Viele Transgenderpersonen begreifen übrigens ihre falschen Geschlechtsmerkmale als Behinderung, die man überwinden kann.
Viele Uninformierte sprechen von "Geschlechtsumwandlung", was vollkommen falsch ist. Es ist eine Geschlechtsangleichung, vom falschen Körper in den richtigen. Genetik spielt (hier) überhaupt keine Rolle.
Zwei Forderungen werden erhoben:
- Die Krankenkassen müssen sämtliche Kosten für die erzwungene Psychotherapie übernehmen, sowie alle Kosten für die weiteren verlangten psychologischen und psychiatrischen Gutachten.
- Längerfristig geht es auch darum, dass Transsexualität nicht mehr als Krankheit angesehen wird, also aus dem ICD-10 rausgestrichen wird, bei gleichzeitiger Beibehaltung des Kostenersatzes für die geschlechtsangleichende Operation - klingt nach Rosinenpickerei, ist aber essenziell notwendig, um die Selbstmordrate unter Transgendern zu reduzieren.
Transsexuelle sind Menschen wie wir alle, wir brauchen keine Angst vor ihnen zu haben,
sie sind im falschen Körper zur Welt gekommen.
Viele von ihnen sprechen und informieren gern über ihre Vergangenheit,
reden wir mit ihnen und hören wir ihnen zu!
Es gibt einige Organisationen, die Transpersonen helfen, etwa Tabera oder Trans-X in Österreich (bitte googeln).
http://www.spektrum.de/news/was-hilft-transsexuellen-kindern/1434053 (sehr interessanter Artikel zum Thema transsexuelle Kinder, was ähnlich auch Erwachsene betrifft)
Liebe Kaiserin!
AntwortenLöschenIch wusste gar nicht, dass du einen Blog hast, schön, dass ich den entdeckt habe:)
Ja, das ganze Trans*-Thema ist auch für mich eine richtig anstrengende Sache, vor allem weil noch so wenig Wissen in der Bevölkerung darüber vorhanden ist.
Das einzige, worauf ich dich hinweisen möchte, ist, die Definition von der ganzen Sache: Transmenschen sind dem falschen Geschlecht zugewiesen worden, und nicht im falschen Körper geboren. Das mag auf den ersten Blick wirken, als laufe es auf dasselbe hinaus, aber dieser feine Unterschied ist entscheidend. "Im falschen Körper geboren" ist nämlich außerdem noch interphob...
Es ist schön zu sehen, dass du eine Feministin bist, die auch die LGBT-Community inkludiert
Liebe Grüße,
Emma_Adorer von Twitter
Danke für deinen konstruktiven Beitrag!
LöschenIch hab die entsprechende Stelle ergänzt :-)!