In den letzten Jahren, seit meinem letzten Post, ist leider sehr viel passiert und leider sehr viel Negatives. Die Klimakatastrophe wird von (Boomer-)Petromaskulinisten in Politik und Gesellschaft nicht nur ignoriert bis geleugnet, sondern immer weiter entflammt. Hegemoniale Männlichkeit in Form des Patriarchats wurde leider auch nie wirklich bekämpft, im Gegenteil: Österreich ist EU-weit noch immer das einzige Land, in dem mehr Frauen als Männer getötet werden. Wir haben leider keine Frauenministerin, die das Problem ernst nimmt, im Gegenteil, sie leugnet das europäische Patriarchat und schiebt alles auf die "bösen Ausländer". Unterstützt werden sie und ihre rechtsreaktionäre ÖVP von einem gesellschaftlichen Backlash und einem damit einhergehenden Aufschwung der rechtsradikalen FPÖ, als hätte es weder das Ibiza-Video, noch zahllose andere mutmaßliche Korruptionsskandale der Kurz-Regierungen nie gegeben. Die Wähler*innen in Österreich sind mehr als vergesslich und schauen auch darüber hinweg, wie die FPÖ mit dem imperialistischen Kriegstreiber/Kriegsverbrecher/Völkermörder Putin verbandelt ist. Und beim zweiten aktuellen Krieg, jenem im Gazastreifen, verbünden sich Rechte und verirrte Linke in einem wirren Antisemitismus und Israelhass. Dabei spielt dann die überlebensnotwendige Wende weg von Kapitalismus hin zu Degrowth und Ökosozialismus auch keine Rolle mehr: "Es ist eh schon alles wurscht", könnte man sich denken. Ja, wir leben in sehr interessanten/spannenden Zeiten und das ist nichts Gutes. Die liberale Demokratie steht auf dem Spiel und die reaktionäre Rechte hat in Form von TERFs neue Verbündete erhalten (siehe etwa in Über Transidentität von mir selbst).
Die EMMA und Alice Schwarzer machen mittlerweile seit Jahren keinen Hehl mehr aus ihrem Hass auf trans Menschen. Es ist erschütternd, was in diesem Schundblatt an Lügen und Verleumdungen publiziert werden. Und leider nicht nur in der EMMA. In den letzten Jahren, in etwa seit Trumps Aufstieg, hat sich kommend aus dem angloamerikanischen Raum ein kulturhysterischer Furor gegen trans Menschen entwickelt, der am ehesten noch vergleichbar ist mit dem Furor gegen Homosexuelle in den 1970ern und 1980ern (Stichwort AIDS). So genannte Trans Excluding Radical "Feminists" haben einen radikalen Pakt mit rechten Backlash-Kräften und Kulturkrieger*innen geschlossen, um trans Menschen unsichtbar zu machen, auszulöschen und aus der Öffentlichkeit zu vertreiben.
Wie immer gilt im Internetzeitalter: viel Meinung, wenig Ahnung. Und wer am Lautesten schreit, dem oder der wird am Meisten zugehört. Das geht einher mit einer Wissenschaftsfeindlichkeit und Antiintellektualität, die beide heutzutage wenigstens erforscht und nicht mehr geleugnet werden (können). Man(n) ist Stolz darauf, keine Universität je von innen gesehen zu haben, dafür aber auf 17 Telegramm- und 13 Youtube-Kanälen Top-User(in) zu sein. Mich verblüfft immer wieder das riesengroße Mitteilungsbedürftnis von Männern und wie wenig reflektiert sie in ihren Echokammern agieren. Aber dazu in einem anderen Post. Hier geht es um TERFs und ihre Verbündeten.
Zum ersten Mal zu tun hatte ich persönlich mit TERFs vor vielen Jahren auf Facebook. Ich bemerkte, wie bis dahin integre Personen plötzlich ziemlich wirr gegen das Konzept Gender anschrieben. Ich kannte mich überhaupt nicht aus und belächelte das zuerst. Dann schwappte das alles auf Twitter und in Zeitungsforen über (auch im standard wird viel zu wenig moderiert) und das multiplizierte diesen TERF-Furor um ein Vielfaches. Schnell war aber klar, dass man mit keinerlei Argumenten kam, sondern nahezu ausschließlich mit Gefühlen und Vermutungen zu argumentieren versuchte. Leider verfing sich das natürlich viel zu gut, denn das Netz ist ein hochemotionalisierter Raum, der nicht viel Platz für Wissenschaft und Rationalität bietet. Diese starken Emotionen, gepaart mit erfundenen Anekdoten und dem bereits exisitierenden Kulturkampf von rechts, bot den idealen Nährboden für diesesn gigantischen Backlash und diese irre Verbrüderung von konservativen bis reaktionären Kräften mit Rechtsextremen und ehemaligen Radikalfeminist*innen. Eine sehr unheilige Melange vieler verwirrter Köpfe und Trittbrettfahrer*innen, die auf dem Rücken einer Minderheit Reichweite und Clicks generieren, oder gleich Geld sammeln. Oder - im Falle von politischen Parteien - Stimmen sammeln. Leider hat sich hier auch die EMMA eingefunden mit einer genauso laut- wie Meinungs-starken Schwarzer, die keine Ahnung von der Thematik hat und die gleiche Negativpropaganda hinausplärrt, wie die AfD und FPÖ (leider gibt es auch bei der SPÖ und den Grünen TERF-Politiker*innen und -Funktionär*innen).
Ich gebe zu, dass ich die EMMA und Schwarzer zu lange idealisiert habe. Vielleicht war ich selbst mal Radikalfeministin, bevor aus ihnen TERFs wurden. Heute bin ich jedenfalls stolze linke Queerfeministin, die überall für LGBTIQA+-Rechte kämpft. Nur auf Twitter bin ich nicht mehr.
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